Angehörige unterstützen

 
  • Angehörige sind oft die Menschen, die am nächsten dran sind:
    Sie bemerken erste Veränderungen, begleiten Arztbesuche, kümmern sich um Papierkram, hören zu –
    und halten den Alltag irgendwie am Laufen.

    Das kann sehr erfüllend, aber auch extrem belastend sein:
    Viele Angehörige fühlen sich hilflos, erschöpft oder haben Angst, „alles falsch zu machen“.
    Manche übernehmen zu viel Verantwortung und vergessen ihre eigenen Bedürfnisse.

    Wichtig: Gute Unterstützung bedeutet nicht, sich selbst aufzugeben.
    Du darfst für dich sorgen – das hilft am Ende auch deinem Angehörigen.

  • 1️⃣ Informiere dich über die Erkrankung

    • Wissen nimmt Angst: Verstehe, was typische Symptome sind – und was nicht.

    • Lies seriöse Infos oder frage Fachleute, damit du sicherer wirst.

    • Beispiel: Wenn du weißt, dass Rückzug ein Krankheitssymptom sein kann, nimmst du es weniger persönlich.

    2️⃣ Bleib im Gespräch

    • Sprich deine Sorgen an, auch wenn es dir schwerfällt.

    • Nutze Ich-Botschaften: „Ich mache mir Gedanken, weil …“

    • Versuche zuzuhören, ohne sofort zu bewerten oder Ratschläge zu geben.

    3️⃣ Alltag gemeinsam gestalten

    • Überlegt zusammen, wie Tagesabläufe aussehen können.

    • Hilf praktisch, aber übernimm nicht alles – sonst verlierst du dich selbst.

    • Kleine gemeinsame Rituale (z. B. Abendspaziergang) geben beiden Struktur.

    4️⃣ Eigene Grenzen ernst nehmen

    • Du darfst müde, wütend oder überfordert sein – das ist normal.

    • Plane bewusst Auszeiten: Freunde treffen, Sport machen, Hobbys pflegen.

    • Sage „Nein“, wenn es zu viel wird – und bleibe trotzdem liebevoll.

    5️⃣ Schuldgefühle loslassen

    Viele Angehörige fragen sich: „Habe ich etwas falsch gemacht?“
    Psychische Erkrankungen sind keine Schuldfrage.
    Es geht nicht darum, Verantwortung für die Krankheit zu übernehmen – sondern Verantwortung für den Umgang damit.

    Selbstfürsorge für Angehörige

    Angehörige sind nicht nur Helfer – sie sind eigene Menschen mit eigenen Bedürfnissen.
    Selbstfürsorge ist kein Luxus, sondern Voraussetzung, um langfristig unterstützen zu können.

    • Plane feste Zeiten nur für dich.

    • Lerne Entspannungstechniken (Atemübung, Spaziergang, Musik).

    • Tausche dich mit anderen Angehörigen aus – das entlastet.

    • Nimm Hilfe an, bevor du völlig erschöpft bist.

    • Wenn du selbst nicht mehr schlafen kannst oder ständig erschöpft bist

    • Wenn Konflikte eskalieren oder du Angst hast, dass jemand sich selbst oder andere gefährdet

    • Wenn du das Gefühl hast, niemandem erzählen zu können, wie es dir geht

    Hol dir dann Unterstützung:

    • Sozialpsychiatrischer Dienst oder Krisendienst

    • Beratungsstellen für Angehörige

    • Selbsthilfegruppen für Angehörige

    • Gespräche mit Hausarzt oder Psychotherapeut

    • Selbstcheck: „Wie belastet bin ich gerade?“

    • Angehörigen-Guide: Kurze Tipps, Notfallkontakte, Checklisten

    • Terminplaner: Eigene Auszeiten eintragen und Erinnerungen bekommen

    • Kontaktliste: Beratungsstellen, Selbsthilfegruppen und Krisendienste

 
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Notfall-Hinweis

⚠️ Bei akuter Suizidgefahr:
Notruf 112 oder Telefonseelsorge: 0800 111 0 111 (kostenlos, rund um die Uhr)