Kinder & Jugendliche in betroffenen Familien

 
  • Kinder spüren Veränderungen sehr genau – sie sehen die Anspannung, hören die Streitgespräche oder bemerken, dass Mama oder Papa anders reagieren.
    Wenn niemand mit ihnen spricht, füllen sie die Lücken selbst:

    „Ich habe etwas falsch gemacht.“
    „Ich muss Mama wieder fröhlich machen.“
    „Papa ist böse, weil er krank ist.“

    Solche Gedanken können Kinder belasten und zu Ängsten, Schuldgefühlen oder Rückzug führen. Manche übernehmen sogar Verantwortung, die viel zu groß für sie ist – sie „funktionieren“ brav, kümmern sich um Geschwister oder vermeiden es, selbst Probleme zu machen.

  • 1️⃣ Ehrlich & altersgerecht erklären

    • Kinder brauchen klare, einfache Worte:

      • „Mama ist krank. Das bedeutet, dass sie gerade sehr traurig ist und viel Ruhe braucht.“

      • „Du bist nicht schuld daran – niemand ist schuld.“

    • Nutze altersgerechte Vergleiche: „So wie man sich ein Bein brechen kann, kann auch die Seele krank werden.“

    • Wiederhole wichtige Botschaften regelmäßig – Kinder brauchen Sicherheit und Bestätigung.

    2️⃣ Gefühle ernst nehmen

    • Lass Kinder erzählen, wie sie sich fühlen, ohne sie zu korrigieren.

    • Akzeptiere auch schwierige Gefühle: Wut, Angst oder Scham sind normal.

    • Zeige Verständnis: „Ich verstehe, dass du traurig bist, weil ich gerade nicht so viel spielen kann.“

    3️⃣ Struktur & Sicherheit geben

    • Rituale: feste Mahlzeiten, Einschlafrituale, kleine Fixpunkte im Tag geben Halt.

    • Vorhersehbarkeit: Kinder sollten wissen, was als Nächstes passiert.

    • Wenn möglich, weitere Bezugspersonen einbinden (Großeltern, Freunde), damit das Kind stabile Kontakte hat.

    4️⃣ Verantwortung entlasten

    • Sage klar: „Du bist nicht dafür verantwortlich, dass es mir besser geht.“

    • Kinder sollen nicht Aufgaben übernehmen, die Erwachsene machen müssen (z. B. Finanzen, Pflege).

    • Wenn Kinder Verantwortung übernehmen wollen, kleine altersgerechte Aufgaben geben: Tisch decken, Post holen – das stärkt Selbstwirksamkeit, ohne sie zu überfordern.

    5️⃣ Zeit für schöne Dinge

    • Plane bewusst Momente für Spiel, Spaß und Nähe ein – auch wenn es schwerfällt.

    • Diese „Inseln“ im Alltag vermitteln: Es gibt weiterhin Platz für Freude.

    • Wenn du selbst nicht kannst: Binde andere ein, die das übernehmen.

  • Schule & Kita einbeziehen: Lehrkräfte und Erzieher informieren, damit sie unterstützen können.Beratungsstellen: Erziehungsberatungsstellen, Kinder- und Jugendpsychologische Dienste – meist kostenlos und vertraulich.Spezielle Projekte:KidKit.de – Onlinehilfe für Kinder sucht- oder psychisch kranker ElternNACOA Deutschland – Informationen und ChatberatungLokale Projekte wie „Wir2 – Bindungstraining für Alleinerziehende“ oder Hilfsangebote der Caritas/DiakonieSelbsthilfegruppen für Jugendliche: Austausch mit Gleichaltrigen, die Ähnliches erleben

    • Sei verlässlich und berechenbar – Kinder brauchen stabile Bezugspersonen.

    • Höre zu, ohne die Eltern zu kritisieren.

    • Biete konkrete Hilfe an: Hausaufgabenhilfe, Freizeitaktivitäten, Fahrdienste.

    • Achte auf Anzeichen starker Belastung (z. B. Rückzug, Albträume, Leistungsabfall) und sprich mit den Eltern oder Fachleuten.

    Entlastung für Eltern

    Eltern müssen nicht alles allein schaffen. Es ist kein Versagen, um Hilfe zu bitten.

    • Entlastungsdienste anfragen (Familienhilfe, Jugendhilfe)

    • Mit Kinderärzten oder Hebammen über Hilfen sprechen

    • Netzwerke aus Freunden, Nachbarn, Familie nutzen

    • Leitfäden: „Wie erkläre ich meinem Kind die Krankheit?“ – nach Altersstufen (Kita, Grundschule, Teenager)

    • Checkliste: „Wie entlaste ich mein Kind im Alltag?“

    • Adressverzeichnis: Beratungsstellen und Selbsthilfegruppen für Kinder & Jugendliche

 
Checklisten
Hilfen und Sozialleistungen
Alltag & Angehörige

Notfall-Hinweis

⚠️ Bei akuter Suizidgefahr:
Notruf 112 oder Telefonseelsorge: 0800 111 0 111 (kostenlos, rund um die Uhr)