
Bipolare Störungen
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1. Definition / Beschreibung
Die Bipolare Störung gehört zu den affektiven Erkrankungen und ist durch extreme Stimmungsschwankungen gekennzeichnet. Betroffene wechseln zwischen depressiven Phasen mit Niedergeschlagenheit, Antriebslosigkeit und Hoffnungslosigkeit und manischen Phasen mit übersteigerter Energie, Euphorie und Risikoverhalten. Diese Stimmungsschwankungen gehen weit über normale Launen hinaus und beeinträchtigen das Leben erheblich. Die Erkrankung beginnt häufig im jungen Erwachsenenalter und kann ohne Behandlung zu großen Belastungen in Beruf, Familie und sozialem Umfeld
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Die Bipolare Störung verläuft meist in wiederkehrenden Episoden. Zwischen den Phasen gibt es oft stabile Intervalle, in denen die Betroffenen beschwerdefrei sind. Häufige Verlaufsformen sind:
Bipolar I: mindestens eine manische Episode und depressive Phasen
Bipolar II: depressive Episoden und Hypomanien (keine voll ausgeprägten Manien)
Rapid Cycling: sehr schneller Wechsel der Episoden (vier oder mehr pro Jahr)
Die Ursachen sind vielschichtig:
Biologisch: genetische Faktoren spielen eine starke Rolle; auch Veränderungen im Gehirnstoffwechsel sind nachweisbar.
Psychologisch: Stress, traumatische Erfahrungen oder belastende Lebensereignisse können Episoden auslösen.
Sozial: Unregelmäßigkeiten im Alltag (z. B. Schlafmangel, Substanzmissbrauch) begünstigen Rückfälle.
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Eine bipolare Störung beeinflusst fast alle Lebensbereiche.
In der depressiven Phase
Starke Müdigkeit, Rückzug, Antriebslosigkeit.
Schwierigkeiten, alltägliche Aufgaben zu erledigen.
Hoffnungslosigkeit und Schuldgefühle.
In der manischen Phase
Sehr viel Energie und wenig Schlaf.
Viele Ideen und Aktivitäten gleichzeitig, oft ohne Plan.
Unüberlegte Entscheidungen (z. B. Geldausgaben, riskantes Verhalten).
Probleme in Beziehungen oder am Arbeitsplatz durch Überforderung.
Im Alltag insgesamt
Große Schwankungen machen es schwer, stabile Routinen aufzubauen.
Schule, Arbeit und Partnerschaften leiden häufig.
Betroffene fühlen sich manchmal nicht verstanden, weil Außenstehende die Extreme schwer nachvollziehen können.
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Für eine depressive Phase
Rückzug, Schlafprobleme, Traurigkeit.
Konzentrationsprobleme, Antriebslosigkeit.
Für eine manische Phase
Wenig Schlaf, aber viel Energie.
Ungewöhnlich viele Ideen und Aktivitäten.
Unruhe, Gereiztheit, Rededrang.
Große Geldausgaben oder riskantes Verhalten.
Frühwarnzeichen zu kennen hilft, rechtzeitig gegenzusteuern.
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Die Bipolare Störung stellt auch für Angehörige eine große Herausforderung dar.
In depressiven Phasen erleben sie oft Sorge, Hilflosigkeit und die Belastung durch Rückzug des Erkrankten.
In manischen Phasen kann das Verhalten des Betroffenen unberechenbar und konfliktreich sein – plötzliche Geldausgaben, riskantes Verhalten oder übersteigerte Reizbarkeit belasten Beziehungen und Familien.
Der Wechsel zwischen Extremen macht es Angehörigen schwer, Stabilität und Verlässlichkeit in der Beziehung zu finden.
Viele entwickeln selbst Stresssymptome oder Überforderung.
Selbsthilfegruppen, Aufklärung über die Erkrankung und professionelle Beratung können Angehörige stark entlasten.
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ie Behandlung der Bipolaren Störung zielt darauf ab, die Stimmungsschwankungen abzufedern, Rückfälle zu verhindern und den Alltag stabiler zu gestalten.
Medikamente: Stimmungsstabilisierer (z. B. Lithium, Valproat, Lamotrigin) sind der wichtigste Grundpfeiler. Sie verhindern manische und depressive Episoden.
Psychotherapie: Hilft beim Erkennen von Frühwarnzeichen, im Umgang mit Stress und beim Strukturieren des Alltags. Besonders wirksam ist Psychoedukation (gezielte Aufklärung über die Erkrankung).
Alltagsstruktur: Fester Schlaf-Wach-Rhythmus, geregelte Tagesabläufe und Vermeidung von Substanzmissbrauch sind entscheidend.
Soziale Unterstützung: Familie und Freunde spielen eine wichtige Rolle, brauchen aber selbst Informationen und Entlastung.
Klinik: Bei akuten Phasen ist oft ein Klinikaufenthalt nötig, um Sicherheit herzustellen und die Behandlung anzupassen.
Fazit
Die Bipolare Störung ist eine chronische Erkrankung mit tiefgreifenden Auswirkungen auf Betroffene und Angehörige. Sie ist aber gut behandelbar, wenn medikamentöse und psychotherapeutische Unterstützung kombiniert werden. Ziel der Behandlung ist es, Stimmungsschwankungen abzumildern, stabile Phasen zu verlängern und Lebensqualität zurückzugeben.
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Wenn ich selbst betroffen bin
Sofort Rücksprache mit Ärztin oder Arzt halten.
Frühwarnzeichen-Tagebuch führen.
Medikamente nicht eigenmächtig absetzen oder ändern.
Auf ausreichend Schlaf und Ruhe achten.
Wenn ein Angehöriger betroffen ist
Beobachtungen behutsam ansprechen („Mir fällt auf, dass du kaum noch schläfst…“).
Unterstützung anbieten, z. B. Begleitung zum Arzt.
Geduldig bleiben, nicht in Streit verfallen.
Eigene Grenzen wahren und auch selbst Hilfe suchen.
Akute Gefahr
Wenn Suizidgedanken oder riskantes Verhalten auftreten: sofort den Notruf (112) wählen oder den psychiatrischen Notdienst kontaktieren.
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Rückfallprophylaxe
Medikamente regelmäßig einnehmen – auch wenn es einem gerade gut geht.
Frühwarnzeichen ernst nehmen und sofort Ärzt:innen kontaktieren.
Schlaf und Tagesrhythmus stabil halten.
Soziales Netzwerk nutzen: Angehörige einbeziehen, Freunde informieren.
Notfallplan bereithalten: Telefonnummern von Ärzt:innen, Klinik oder Krisendiensten.