Schizophrenie
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Die Schizophrenie ist eine schwere psychische Erkrankung, die das Denken, Fühlen, Wahrnehmen und Handeln eines Menschen tiefgreifend verändern kann. Sie gehört zu den sogenannten Psychosen. Typisch ist, dass Betroffene zeitweise den Bezug zur Realität verlieren. Sie erleben Dinge, die für andere nicht nachvollziehbar sind – zum Beispiel Stimmen hören, die niemand sonst hört, oder das Gefühl, verfolgt oder bedroht zu werden. Diese Erfahrungen sind für die Betroffenen völlig real, auch wenn sie für Außenstehende unverständlich erscheinen.
Eine Schizophrenie verläuft meist in Phasen: Es gibt akute Episoden mit starken Symptomen und Phasen dazwischen, in denen die Erkrankung abgeklungen oder abgeschwächt ist. Die Dauer und Häufigkeit dieser Phasen sind individuell sehr unterschiedlich. Manche Menschen haben nur eine Episode im Leben, andere mehrere über viele Jahre hinweg.
Zu den häufigsten Symptomen gehören:
Wahnvorstellungen: Betroffene sind fest von etwas überzeugt, das objektiv nicht stimmt, z. B. von Verfolgung, besonderer Bedeutung oder Kontrolle durch fremde Mächte.
Halluzinationen: Besonders häufig sind Stimmen, die die Betroffenen kommentieren, Befehle erteilen oder über sie sprechen.
Denkstörungen: Gedanken können abreißen, sprunghaft oder schwer nachvollziehbar sein.
Antriebslosigkeit und sozialer Rückzug: Viele Menschen verlieren die Fähigkeit, den Alltag zu organisieren, Kontakte zu pflegen oder Freude zu empfinden.
Gefühlsverflachung: Emotionen wirken wie „abgeschnitten“, Nähe und Freude sind schwer erlebbar.
Die Erkrankung ist für Betroffene oft sehr beängstigend. Der Verlust des Realitätsbezugs kann zu großem Misstrauen führen, auch gegenüber Angehörigen. Für Familien und Freunde ist es ebenfalls sehr belastend, weil die Veränderungen plötzlich auftreten und schwer zu verstehen sind.
Trotzdem gilt: Schizophrenie ist behandelbar. Es gibt viele wirksame Hilfen, die die Symptome deutlich verringern und ein selbstbestimmtes Leben ermöglichen können.
Behandlungsmöglichkeiten und Wirkung
Medikamente (Antipsychotika/Neuroleptika)
Diese Medikamente helfen, Wahnvorstellungen und Halluzinationen zu reduzieren oder ganz verschwinden zu lassen. Sie stabilisieren das Denken und können Rückfälle verhindern. Eine regelmäßige Einnahme ist wichtig, auch wenn die Symptome nachlassen.Psychotherapie
Neben Medikamenten ist auch Psychotherapie ein wichtiger Bestandteil der Behandlung. In psychoedukativen Gruppen lernen Betroffene, ihre Erkrankung zu verstehen, Frühwarnzeichen zu erkennen und Strategien für den Alltag zu entwickeln. Verhaltenstherapie kann helfen, mit Ängsten umzugehen, soziale Fähigkeiten zu trainieren und wieder mehr Selbstvertrauen zu gewinnen.Sozialarbeiterische Unterstützung
Viele Menschen mit Schizophrenie haben Schwierigkeiten mit Alltagsorganisation, Behördengängen oder finanziellen Angelegenheiten. Sozialarbeiter:innen helfen dabei, passende Hilfen zu beantragen (z. B. Eingliederungshilfe, Pflegegrad, Erwerbsminderungsrente), Kontakte zu Beratungsstellen herzustellen und langfristige Perspektiven zu entwickeln.Alltagsstrategien und Teilhabeangebote
Tagesstätten, betreutes Wohnen oder Assistenzleistungen bieten feste Strukturen und Unterstützung im Alltag. Sie können helfen, soziale Kontakte aufzubauen, Fähigkeiten zu trainieren und das Risiko für Rückfälle zu senken.Angehörigenarbeit
Familien und Partner brauchen ebenfalls Unterstützung. Sie lernen, die Symptome besser einzuordnen und Strategien im Umgang mit Krisen zu entwickeln. Angehörigengruppen entlasten und verhindern, dass sie sich allein gelassen fühlen.
Wirkung dieser Hilfen
Eine gute Behandlung kann die Symptome stark lindern und dafür sorgen, dass Betroffene ein weitgehend stabiles Leben führen können. Medikamente mindern die akuten Symptome, Psychotherapie vermittelt Bewältigungsstrategien, sozialarbeiterische Hilfen stabilisieren den Alltag, und Teilhabeangebote schaffen Struktur und Gemeinschaft.
Auch wenn die Erkrankung chronisch verlaufen kann, bedeutet das nicht, dass ein erfülltes Leben unmöglich ist. Viele Menschen mit Schizophrenie lernen, mit der Krankheit umzugehen, Rückfälle zu vermeiden und ihre persönlichen Ziele zu erreichen – sei es Arbeit, Familie oder ein selbstbestimmtes Wohnen.
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Wenn bei sich selbst oder einem Angehörigen der Verdacht auf eine Schizophrenie besteht, ist es besonders wichtig, frühzeitig Hilfe zu suchen. Denn je früher die Erkrankung erkannt und behandelt wird, desto besser sind die Chancen auf Stabilisierung und eine gute Lebensqualität.
Symptome ernst nehmen
Die ersten Anzeichen sind oft schleichend und werden leicht missverstanden. Dazu gehören Rückzug, Konzentrationsprobleme, Misstrauen, eigenartiges Verhalten oder Stimmungsschwankungen. In einer akuten Phase können Stimmenhören, Wahnvorstellungen oder ein starker Realitätsverlust auftreten. Für Angehörige wirkt das Verhalten dann oft unverständlich und beängstigend.
Viele Betroffene erkennen selbst zunächst nicht, dass sie krank sind. Deshalb sind Angehörige oft die Ersten, die merken, dass etwas nicht stimmt. Es ist wichtig, diese Beobachtungen ernst zu nehmen und nicht als „Launen“ oder „schlechte Phase“ abzutun.
Erste Anlaufstellen
Hausarzt / Hausärztin
Oft ist der Hausarzt die erste Station. Dort kann ein erstes Gespräch geführt, körperliche Ursachen ausgeschlossen und eine Überweisung zu Fachärzten eingeleitet werden.Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie
Fachärzte können eine genaue Diagnose stellen, Medikamente verordnen und eine Behandlung einleiten. Sie sind zentrale Ansprechpartner für die medizinische Versorgung.Psychiatrische Institutsambulanz (PIA)
PIAs sind auf die Behandlung von Menschen mit schweren und chronischen psychischen Erkrankungen spezialisiert. Hier arbeiten multiprofessionelle Teams (Ärzt:innen, Psycholog:innen, Sozialarbeiter:innen, Pflegekräfte). Besonders bei Schizophrenie sind sie wichtige Anlaufstellen für eine kontinuierliche ambulante Behandlung.Fachklinik für Psychiatrie und Psychotherapie
Wenn die Symptome sehr stark sind oder eine akute Krise besteht, kann ein stationärer oder teilstationärer Aufenthalt notwendig sein. In der Klinik können Medikamente eingestellt, Krisen behandelt und ein Behandlungsplan erstellt werden.Sozialpsychiatrischer Dienst
In jeder Region gibt es einen Sozialpsychiatrischen Dienst. Dieser bietet kostenlose Beratung, Hausbesuche, Hilfe bei der Krisenbewältigung und Unterstützung für Angehörige. Er ist oft niedrigschwellig erreichbar.Beratungsstellen und Selbsthilfegruppen
Neben medizinischer Behandlung sind Beratungsstellen wertvoll, um sich über Rechte, Hilfen und Unterstützungsmöglichkeiten zu informieren. Selbsthilfegruppen bieten Austausch mit anderen Betroffenen und Angehörigen.
In akuten Krisen
Wenn Betroffene in einer akuten psychotischen Phase sind, Stimmen hören, sich verfolgt fühlen oder die Realität nicht mehr erkennen, kann es schnell zu Gefahr für sich selbst oder andere kommen. In solchen Situationen gilt:
Notruf 112 wählen, wenn unmittelbare Gefahr besteht.
Den psychiatrischen Notdienst kontaktieren, falls vorhanden.
Bei Bedarf können Betroffene auch in eine Klinik eingewiesen werden, um schnellstmöglich Schutz und Behandlung zu bekommen.
Bedeutung für Angehörige
Für Angehörige ist es wichtig, die Betroffenen behutsam zu unterstützen. Offene Gespräche sind hilfreich, Vorwürfe oder Druck hingegen verschärfen oft die Situation. Angehörige sollten außerdem wissen, dass sie selbst Anspruch auf Beratung und Entlastung haben – beispielsweise beim Sozialpsychiatrischen Dienst oder in Angehörigengruppen.
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Menschen mit einer Schizophrenie erleben oft, dass ihr Alltag stark beeinträchtigt ist. In akuten Phasen sind sie durch Wahnvorstellungen, Stimmenhören oder Denkstörungen belastet. In stabileren Zeiten können Antriebslosigkeit, sozialer Rückzug oder Konzentrationsschwierigkeiten bleiben. All das macht es schwer, den Alltag selbstständig zu bewältigen, soziale Kontakte zu halten oder berufstätig zu sein.
Die Eingliederungshilfe nach dem Bundesteilhabegesetz (BTHG) unterstützt Menschen mit Schizophrenie dabei, möglichst selbstbestimmt zu leben und wieder am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen. Die Hilfen sind sehr vielfältig und werden individuell angepasst.
Assistenzleistungen
Assistenzleistungen helfen bei den alltäglichen Aufgaben, die für Betroffene alleine zu schwierig sind. Dazu gehören Begleitung zu Arztterminen, Unterstützung beim Einkaufen, Hilfe bei der Haushaltsführung oder beim Umgang mit Behördenpost.
Beispiel: Herr S. hört immer wieder Stimmen, die ihn verunsichern. Dadurch meidet er Arztbesuche. Eine Assistentin begleitet ihn zu Terminen, sorgt dafür, dass er die wichtigen Informationen bekommt, und gibt ihm Sicherheit.
Ambulant Betreutes Wohnen
Beim Betreuten Wohnen leben die Betroffenen in ihrer eigenen Wohnung oder in einer Wohngemeinschaft. Fachkräfte kommen regelmäßig vorbei und helfen, den Alltag zu strukturieren, Kontakte aufzubauen und Krisen vorzubeugen.
Beispiel: Frau K. lebt nach mehreren Klinikaufenthalten wieder allein in ihrer Wohnung. Ihr Betreuer besucht sie zweimal pro Woche, hilft ihr beim Schreiben von Bewerbungen, achtet auf Frühwarnzeichen einer Krise und unterstützt bei der Alltagsorganisation.
Besondere Wohnformen
Wenn ein selbstständiges Leben in der eigenen Wohnung nicht möglich ist, gibt es besondere Wohnformen (früher stationäre Wohneinrichtungen). Dort leben Betroffene mit mehr Betreuung und Unterstützung rund um die Uhr. Sie bieten feste Tagesstrukturen, soziale Kontakte und Sicherheit.
Beispiel: Herr L. hatte mehrere schwere Psychosen und ist aktuell nicht in der Lage, allein zu leben. In einer besonderen Wohnform bekommt er tägliche Unterstützung durch Fachkräfte, nimmt an Gruppenangeboten teil und gewinnt langsam wieder mehr Selbstvertrauen.
Tagesstätte
Eine Tagesstätte ist ein Ort, an dem Menschen mit psychischen Erkrankungen tagsüber Beschäftigung, Gemeinschaft und feste Abläufe finden. Sie ist weder Klinik noch Wohnheim, sondern ein niedrigschwelliges Angebot für mehr Struktur und Teilhabe.
Beispiel: Frau M. besucht die Tagesstätte an drei Tagen in der Woche. Sie nimmt dort an einer Holzwerkstatt teil, hilft beim Kochen und hat regelmäßige Gespräche mit Fachkräften. Das gibt ihr eine klare Tagesstruktur und verhindert, dass sie sich zu Hause isoliert.
Wirkung der Eingliederungshilfe
Die Eingliederungshilfe wirkt in vielen Bereichen:
Sie sorgt für mehr Selbstständigkeit, auch wenn Einschränkungen bestehen.
Sie bietet Struktur und Sicherheit, die Rückfällen vorbeugen können.
Sie entlastet Angehörige, die oft viel Verantwortung tragen.
Sie ermöglicht soziale Teilhabe, indem Kontakte, Aktivitäten und Gemeinschaft gefördert werden.
Für Menschen mit Schizophrenie ist die Eingliederungshilfe oft ein entscheidender Baustein, um ein stabiles, lebenswertes Leben führen zu können.
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Die Pflegeversicherung unterstützt nicht nur bei körperlichen Erkrankungen, sondern auch bei psychischen Erkrankungen wie Schizophrenie. Entscheidend ist, wie stark die Einschränkungen im Alltag und in der Selbstständigkeit sind – nicht die Diagnose allein.
Menschen mit Schizophrenie haben oft Probleme, ihren Alltag selbst zu strukturieren, Medikamente regelmäßig einzunehmen oder für sich zu sorgen. In akuten Phasen kann es dazu kommen, dass sie sich nicht mehr ausreichend ernähren, ihre Wohnung vernachlässigen oder Termine nicht wahrnehmen. Auch in stabileren Phasen können Antriebslosigkeit, soziale Ängste oder Denkstörungen bestehen, die eine selbstständige Lebensführung erschweren.
Darum können Menschen mit Schizophrenie – je nach Schweregrad der Einschränkungen – einen Pflegegradbeantragen.
Voraussetzungen
Es muss ein Antrag bei der Pflegekasse gestellt werden.
Der Medizinische Dienst (MDK) oder Medicproof (bei Privatversicherten) begutachtet die Situation.
Bewertet wird, wie stark die Einschränkungen in verschiedenen Lebensbereichen sind: Mobilität, kognitive und psychische Fähigkeiten, Selbstversorgung, Alltagsgestaltung, soziale Kontakte.
Die Beeinträchtigungen müssen dauerhaft, mindestens sechs Monate bestehen.
Mögliche Leistungen der Pflegeversicherung
Pflegegeld
Wenn Angehörige die Betreuung übernehmen, zahlt die Pflegekasse ein monatliches Pflegegeld.
Beispiel: Frau K. hat häufig Phasen, in denen sie kaum das Bett verlässt. Ihr Bruder übernimmt in dieser Zeit die Versorgung im Alltag. Dafür erhält sie Pflegegeld, das sie an ihn weitergeben kann.Pflegesachleistungen
Wenn ein ambulanter Pflegedienst zur Unterstützung kommt, übernimmt die Pflegekasse die Kosten direkt.
Beispiel: Herr S. nimmt seine Medikamente oft unregelmäßig. Ein Pflegedienst kommt zweimal am Tag vorbei, stellt die Medikamente bereit und achtet darauf, dass sie eingenommen werden.Entlastungsbetrag
Alle Pflegebedürftigen mit Pflegegrad haben Anspruch auf 125 € monatlich. Dieses Geld kann für Alltagsbegleiter, Haushaltshilfen oder Betreuungsangebote genutzt werden.
Beispiel: Frau M. nutzt den Betrag für eine Alltagsbegleiterin, die mit ihr einkaufen geht und Spaziergänge unternimmt.Tages- und Nachtpflege
Menschen mit Pflegegrad können tagsüber oder nachts in einer Einrichtung betreut werden. Das entlastet Angehörige und bietet Struktur.
Beispiel: Herr K. besucht dreimal pro Woche die Tagespflege. Dort hat er feste Mahlzeiten, Aktivitäten und soziale Kontakte.Kurzzeit- und Verhinderungspflege
Wenn Angehörige Urlaub machen oder selbst krank sind, übernimmt die Pflegekasse die Kosten für eine zeitweise Unterbringung oder Ersatzpflege.
Beispiel: Die Mutter von Frau L. kümmert sich täglich um sie. Als sie ins Krankenhaus muss, übernimmt die Kurzzeitpflege für vier Wochen.Pflegehilfsmittel
Die Pflegekasse übernimmt Hilfsmittel, die den Alltag erleichtern – z. B. ein Hausnotrufsystem, spezielle Kalender oder Erinnerungshilfen.
Wirkung der Pflegeleistungen
Die Pflegeversicherung trägt dazu bei, dass Menschen mit Schizophrenie sicherer und stabiler im Alltag leben können. Sie entlastet Angehörige, die häufig viel Verantwortung tragen, und sorgt dafür, dass Unterstützung nicht von der finanziellen Situation abhängt. Durch Alltagsbegleiter, Pflegedienste oder Tagespflege entstehen neue Strukturen, die Rückfälle verhindern und soziale Teilhabe fördern.
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Eine Schizophrenie kann den Alltag und die Erwerbsfähigkeit stark beeinträchtigen. Viele Betroffene sind zeitweise arbeitsunfähig oder können dauerhaft nur eingeschränkt arbeiten. Dadurch entstehen finanzielle Belastungen – weniger Einkommen, höhere Ausgaben für Medikamente oder Hilfen. Verschiedene Leistungen sollen die wirtschaftliche Existenz sichern und Betroffene entlasten.
Krankengeld
Wenn Betroffene wegen einer akuten Psychose oder anderer Symptome länger als sechs Wochen arbeitsunfähig sind, endet die Lohnfortzahlung durch den Arbeitgeber. Ab diesem Zeitpunkt zahlt die Krankenkasse Krankengeld.
Höhe: ca. 70 % des Bruttogehalts (maximal 90 % des Nettogehalts).
Dauer: bis zu 78 Wochen innerhalb von drei Jahren für dieselbe Krankheit.
Beispiel: Herr S. wird wegen einer akuten Psychose für mehrere Monate krankgeschrieben. Nach sechs Wochen Lohnfortzahlung durch den Arbeitgeber erhält er Krankengeld.
Erwerbsminderungsrente
Wenn Betroffene dauerhaft nicht mehr oder nur eingeschränkt arbeiten können, besteht Anspruch auf eine Erwerbsminderungsrente.
Volle Erwerbsminderung: wenn weniger als 3 Stunden täglich gearbeitet werden kann.
Teilweise Erwerbsminderung: wenn noch 3 bis 6 Stunden täglich möglich sind.
Voraussetzung: mindestens 5 Jahre Versicherungszeit und 3 Jahre Pflichtbeiträge in den letzten 5 Jahren.
Beispiel: Frau K. ist seit vielen Jahren an Schizophrenie erkrankt. Trotz Therapie kann sie höchstens 2 Stunden täglich arbeiten. Sie erhält eine volle Erwerbsminderungsrente.
Arbeitslosengeld I
Wenn Betroffene ihren Arbeitsplatz verlieren und in den letzten 30 Monaten mindestens 12 Monate versicherungspflichtig beschäftigt waren, besteht Anspruch auf Arbeitslosengeld I.
Höhe: ca. 60 % des letzten Nettogehalts, mit Kind ca. 67 %.
Dauer: abhängig von Alter und Beschäftigungszeit (zwischen 6 und 24 Monaten).
Bürgergeld (SGB II)
Wenn kein Anspruch auf ALG I besteht oder dieses ausgelaufen ist, kann Bürgergeld beantragt werden. Es sichert den Lebensunterhalt und übernimmt Kosten für Unterkunft und Heizung.
Anspruch besteht unabhängig von der Ursache der Hilfebedürftigkeit.
Es wird geprüft, ob Einkommen oder Vermögen vorhanden ist.
Beispiel: Herr M. war mehrere Jahre arbeitslos und ist wegen seiner Schizophrenie nicht mehr vermittelbar. Er erhält Bürgergeld und zusätzlich Unterstützung durch das Jobcenter.
Übergangsgeld bei Reha
Wenn Betroffene eine medizinische oder berufliche Reha machen, zahlt die Rentenversicherung Übergangsgeld.
Höhe: ca. 68 % des letzten Nettoverdienstes, mit Kind 75 %.
Ziel: finanzielle Absicherung während der Reha-Maßnahme.
Beispiel: Frau L. nimmt an einer beruflichen Reha teil, um eine angepasste Tätigkeit zu erlernen. Währenddessen erhält sie Übergangsgeld.
Wohngeld und Grundsicherung (SGB XII)
Wenn Einkommen oder Rente nicht ausreichen, können zusätzlich Wohngeld oder Grundsicherung im Alter und bei Erwerbsminderung beantragt werden.
Wohngeld unterstützt bei hohen Wohnkosten.
Grundsicherung übernimmt den Lebensunterhalt, wenn die Erwerbsfähigkeit dauerhaft eingeschränkt ist und die Rente nicht reicht.
Schwerbehindertenausweis (GdB)
Menschen mit Schizophrenie können einen Grad der Behinderung (GdB)beantragen. Ab GdB 50 gilt man als schwerbehindert. Vorteile sind:
Steuerfreibeträge
besonderer Kündigungsschutz
Zusatzurlaub
Vergünstigungen bei Mobilität und Freizeit
Beispiel: Herr F. hat wegen seiner chronischen Schizophrenie einen GdB von 60. Dadurch bekommt er steuerliche Entlastungen und besonderen Kündigungsschutz.
Wirkung finanzieller Hilfen
Diese Leistungen sorgen dafür, dass Menschen mit Schizophrenie trotz Erkrankung ein Mindestmaß an finanzieller Sicherheit haben. Das entlastet Betroffene und Angehörige, reduziert zusätzlichen Stress und schafft die Grundlage für eine erfolgreiche Behandlung und Teilhabe.
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Menschen mit einer Schizophrenie können in akuten oder chronischen Phasen ihrer Erkrankung Schwierigkeiten haben, ihre rechtlichen, finanziellen oder gesundheitlichen Angelegenheiten zuverlässig zu regeln. Typisch sind Situationen, in denen die Realität verzerrt wahrgenommen wird: Betroffene fühlen sich verfolgt, hören Stimmen oder entwickeln feste Überzeugungen, die mit der Wirklichkeit nicht übereinstimmen. In solchen Momenten können sie nicht immer beurteilen, welche Entscheidungen sinnvoll sind.
Aber auch in stabileren Zeiten bleiben oft Einschränkungen bestehen – zum Beispiel Schwierigkeiten, Post zu öffnen, Anträge zu stellen oder Arzttermine einzuhalten. Dadurch können Betroffene wichtige Ansprüche verlieren oder sich finanziell verschulden.
Wann eine gesetzliche Betreuung sinnvoll ist
Eine gesetzliche Betreuung wird vom Gericht angeordnet, wenn jemand wegen einer Erkrankung nicht in der Lage ist, seine Angelegenheiten selbstständig zu regeln. Das Ziel ist nicht, den Betroffenen zu entmündigen, sondern gezielt Unterstützung in den Bereichen zu geben, in denen Hilfe notwendig ist.
Mögliche Aufgabenkreise sind zum Beispiel:
Gesundheitssorge (Organisation von Arztbesuchen, Zustimmung zu Behandlungen)
Vermögenssorge (Kontrolle über Verträge, Schutz vor finanzieller Ausbeutung)
Behördenangelegenheiten (Anträge bei Ämtern, Kommunikation mit Kostenträgern)
Wohnungsangelegenheiten (Sicherung des Wohnraums, Mietverträge)
Beispiel
Herr B. glaubt während einer psychotischen Episode, dass ihn Nachbarn überwachen. Aus Angst kündigt er seine Wohnung und weigert sich, ärztliche Hilfe anzunehmen. Sein gesetzlicher Betreuer sorgt dafür, dass die Wohnung erhalten bleibt und notwendige Behandlungen nicht unterbrochen werden.
Frau K. öffnet seit Monaten keine Post mehr, weil sie überzeugt ist, dass Behörden sie verfolgen. Ihr gesetzlicher Betreuer übernimmt die Kommunikation mit den Ämtern, stellt sicher, dass Leistungen nicht verloren gehen, und entlastet die Angehörigen.
Ablauf der Einrichtung
Anregung: Eine gesetzliche Betreuung kann von Betroffenen selbst, Angehörigen oder Fachkräften angeregt werden.
Prüfung durch das Gericht: Das Betreuungsgericht prüft, ob eine Betreuung notwendig ist. Dazu gehört meist ein ärztliches Gutachten.
Bestellung eines Betreuers: Das Gericht legt fest, in welchen Aufgabenkreisen der Betreuer unterstützen darf.
Regelmäßige Überprüfung: Die Betreuung wird regelmäßig überprüft und kann angepasst oder beendet werden, wenn sie nicht mehr notwendig ist.
Wirkung der Betreuung
Schutz: Betroffene werden vor finanziellen Schäden oder riskanten Entscheidungen bewahrt.
Sicherheit: Wichtige Angelegenheiten wie Mietzahlungen, Sozialleistungen oder Arzttermine werden zuverlässig erledigt.
Entlastung: Angehörige müssen nicht allein die Verantwortung tragen.
Selbstbestimmung: Der Betreuer greift nur dort ein, wo es nötig ist. In allen anderen Lebensbereichen bleiben Betroffene eigenständig.
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Eine Schizophrenie wirkt sich nicht nur auf das Denken und Fühlen aus, sondern kann auch große Auswirkungen auf die Finanzen haben. Viele Betroffene verlieren in akuten Phasen den Überblick über ihre Unterlagen oder treffen Entscheidungen, die im Nachhinein schwerwiegende Folgen haben.
In psychotischen Phasen können Menschen Verträge kündigen, weil sie sich verfolgt fühlen, oder neue Verträge abschließen, die nicht sinnvoll sind. In depressiven Phasen fehlt oft der Antrieb, Rechnungen zu öffnen oder Zahlungen zu erledigen. Dadurch entstehen leicht Mietrückstände, Mahnungen oder Inkassoforderungen. Wiederholte Klinikaufenthalte erschweren zudem die Rückkehr ins Arbeitsleben und führen nicht selten zu Einkommensverlusten.
Schulden bedeuten für Betroffene eine zusätzliche Belastung. Sie verstärken Gefühle von Ausweglosigkeit, Misstrauen oder Scham und können neue Krisen auslösen. Deshalb ist die Schuldnerberatung ein besonders wichtiges Hilfsangebot für Menschen mit Schizophrenie.
Was die Schuldnerberatung bietet
Erstberatung: Sichtung der Unterlagen und schnelle Orientierung, welche Schritte nötig sind.
Haushaltsplanung: Gemeinsame Übersicht über Einnahmen, Ausgaben und bestehende Schulden.
Verhandlungen mit Gläubigern: Schuldnerberater:innen treten in Kontakt mit Banken, Vermietern oder Inkassofirmen und handeln Ratenzahlungen oder Stundungen aus.
Insolvenzberatung: Wenn die Schulden sehr hoch sind, wird ein Weg in die Verbraucherinsolvenz vorbereitet.
Prävention: Tipps, wie Rechnungen sortiert, Verträge überprüft und finanzielle Krisen früh erkannt werden können.
Zugang und Kosten
Schuldnerberatungsstellen gibt es bei Wohlfahrtsverbänden (Caritas, AWO, Diakonie, DRK), bei Kommunenund bei Verbraucherzentralen.
Die Beratung ist in der Regel kostenfrei, wenn es sich um eine staatlich anerkannte Stelle handelt.
Ein großer Vorteil: Termine sind meist innerhalb weniger Wochen möglich – deutlich schneller als bei vielen anderen Hilfen.
Beispiele
Wohnungserhalt: Herr B. hat in einer akuten Phase seine Post nicht geöffnet. Als er wieder stabiler ist, bemerkt er, dass Mietschulden und eine Kündigung drohen. Die Schuldnerberatung hilft, mit dem Vermieter eine Ratenzahlung zu vereinbaren und so den Wohnungsverlust zu verhindern.
Finanzielle Ordnung: Frau L. hat nach mehreren Klinikaufenthalten Rechnungen und Mahnungen angesammelt. Gemeinsam mit einer Schuldnerberaterin erstellt sie einen Schuldenplan, der ihr wieder Sicherheit gibt.
Wirkung für Betroffene und Angehörige
Entlastung: Betroffene müssen nicht allein mit Gläubigern verhandeln.
Sicherheit: Der Wohnraum und die Existenzgrundlage können besser gesichert werden.
Stabilität: Geordnete Finanzen schaffen Ruhe, die für die Behandlung und den Alltag wichtig ist.
Angehörige: Auch Familien werden entlastet, weil finanzielle Konflikte oft das Zusammenleben belasten.